Workshops und Übungsfirmenmesse in unserer tschechischen Partnerschule Přibram

In der ersten Novemberwoche hatten fünf Auszubildende des Gold- und Silberschmiedehandwerks, welche an der BBS Idar-Oberstein, Harald-Fissler-Schule in der Landesfachklasse der ersten Fachstufe ausgebildet werden, die Möglichkeit sich im Rahmen des Erasmus+ Programms an der tschechischen Partnerschule in vielfältigen Angeboten mit marketingrelevanten Fragestellungen zu beschäftigen. Organisiert und begleitet wurde die Mobilität von den BBS-Lehrkräften Jens Krass und Miriam Hoberg und der Verantwortlichen der Partnerschule Lenka Lexová.

Bereits am ersten Tag schlossen sich die deutschen Auszubildenden mit den tschechischen Schülerinnen und Schülern der zweiten Klasse der Obchodní Akademie a Vyšší Odborná Škola (Wirtschaftsakademie und höhere Berufsschule) in Kleingruppen zusammen, um zunächst ihre Kommunikations- und Teamfähigkeit im „Million Dollar Project“ zu erweitern. Die Aufgabenstellung bestand darin, aus vorgegebenen Materialien ein einheitliches Automodell für einen weltweiten Konzern zu konzipieren und dieses mit regionalen Anpassungen zu versehen. In der gemeinsamen Arbeitssprache Englisch mussten Ideen entwickelt, Entwürfe skizziert, und Absprachen in Meetings mit den anderen Teams getroffen und in die eigene Gruppe hineingetragen werden. Am Ende des Projekts mussten die Modelle erklärt und spezifische Besonderheiten dargestellt werden. Dabei wurde sehr deutlich, wie komplex die Arbeit innerhalb eines größeren Teams ist, welche Probleme auftreten können und wie man diesen begegnen sollte, um einen reibungslosen Arbeitsablauf zu ermöglichen. Im sich anschließenden Actionbound, bei denen die Gruppen Aufgaben bei einer digitalen Stadtrallye zu lösen hatten, konnten die neu gewonnenen Erkenntnisse umgesetzt und überprüft werden.

Kultur und Kunstgeschichte, wichtige Säulen in der Ausbildung der angehenden Goldschmiede, standen dann am Folgetag beim Stadtrundgang in Prag auf dem Programm. Fasziniert von den überbordenden Ornamenten des Jugendstils, der ausgeklügelten Funktion der astronomischen Uhr am Rathaus, der strahlenden Rokokofassade des erzbischöflichen Palastes und des filigran gearbeiteten Kunsthandwerks in Form von Kristallglas und Granatschmuck hätten die Schülerinnen gern noch mehr Zeit in der „goldenen Stadt“ verbracht.

Der Mittwoch stand dann ganz im Zeichen des visuellen Marketings: In einem von Miriam Hoberg angeleiteten Workshop erfuhren die Schülerinnen und Schüler, wie der Designprozess einer Marke strukturiert und ein Branding strategisch platziert werden kann. Als Werkzeug zur Visualisierung lernte die Gruppe das Moodboard kennen. Diese Bild- und Farbcollage galt es selbst zu einer vorgegebenen Thematik zu erstellen, um anschließend unter Beachtung klassischer Gestaltungsprinzipien ein passendes Logo zu gestalten. Die technische Umsetzung im Bereich Layout und Print durften die Auszubildenden bei einer Betriebsführung einer großen Offset-Druckerei kennenlernen.

Als weiteren Input besuchten die Schülerinnen der Harald-Fissler-Schule die Übungsfirmenmesse, bei der unterschiedliche weiterführende Schulen Mittelböhmens ihre zuvor fiktiv gegründete Firma an teils sehr aufwändig durchdachten Messeständen dem Publikum präsentieren. Eine international besetze Jury aus Vertretern von Handel, Industrie und Bildungseinrichtungen vergibt dabei Preise für das beste Marketingkonzept, das beste Corporate Design (Logo, Slogan, Werbespot) und die beste Kommunikation. In diesem Jahr waren neun Schulen mit 40 Firmenständen zum Event angemeldet.

Auch in diesem Jahr zog Miriam Hoberg, studierte Diplomdesignerin, ein positives Fazit:

„Der Wettbewerbsgedanke führt dazu, dass sich die Schülerinnen und Schüler praxisnah mit wirtschaftlichen Zusammenhängen und dem großen Feld des Marketings auseinandersetzen. Eine Geschäftsidee von der ersten Idee hin zur Marktreife am Messestand zu planen, erfordert nicht nur Kreativität und Stringenz, sondern auch eine hohe Reflektionsfähigkeit, denn die eigenen Ideen müssen immer wieder auf ihre Sinnhaftigkeit im Gesamtkonzept überprüft werden. Dass es den Schülerinnen in einem eigenen Unterrichtsfach ermöglicht wird, solch ein Projekt auf lange Sicht zu planen führt dazu, dass sie ideal auf den beruflichen Alltag vorbereitet werden. Auch wenn unsere Schülerinnen nur als Besucher auf der Messe unterwegs sind, erkennen sie doch, welche Konzepte gut funktionieren und welche Gestaltung Kunden anspricht. Ein sehr wichtiger Faktor, wenn man bedenkt, dass auch ihre Ausbildungsbetriebe regelmäßig auf internationalen Messen vertreten sind und sie selbst vielleicht eines Tages mit einem eigenen Unternehmen den Markt erobern werden.“

„Das Feld Marketing bietet ein enormes Spektrum an Facetten, mit denen sich Schüler beschäftigen sollten“, war sich auch Herr Krass sicher und entwickelte bereits vor Ort weiterführende Ideen für gemeinsame Workshops. So wird wohl auch 2025 eine Schülergruppe aus Idar-Oberstein an der Marketingwoche in Přibram teilnehmen. Zuvor besteht bereits im Sommer die Möglichkeit an einem zweiwöchigen Auslandspraktikum in Tschechien teilzunehmen, auf das sich die Schüler der BBS Idar-Oberstein bereits schon zum jetzigen Zeitpunkt bewerben können. Ein Zuwachs an Kompetenzen ist garantiert!